6. Zusammenfassung

Der Kern dieser Arbeit besteht in der Analyse der echten und unechten „Ich-bin“-Worten des Johannesevangeliums auf ihre Zahl und Sprecher auf der Suche nach Zeugnissen für die Gottheit Jesu (Kap. 3). Dem gehen Einblicke in die biblische Zahlensymbolik voran (Kap. 2). Nach einem Hinweis auf die Dreifaltigkeit im NT (Kap. 4) werden einige entscheidende Verse der christlichen Bibel auf ihre Zahlensymbolik untersucht (Kap. 5). 


Die Gewinne liegen v.a. in der Erkenntnis,


1. dass es im Johannesevangelium 24 echte und 24 unechte „Ich-bin“-Worte gibt und die unechten den Kranz der echten – auch im Blick auf ihre Sprecher – theologisch erweitern (3.1-, 3.2, 3.3, 3.4, 3.5),


2. dass die Zahlensymbolik der echten und unechten „Ich-bin“-Worte auf die Gottesoffenbarung im AT verweist (3),


3. dass es im Johannesevangelium nicht sieben, sondern acht prädikative „Ich-bin“-Worte Jesu gibt (3.1.3).


4. dass diese prädikativen „Ich-bin“-Worte an dreizehn Stellen vorkommen, was auf die Eigenschaften (Middot) Gottes nach Ex 34,6f hinweist (3.1.9),


5. dass ein echtes „Ich-bin“-Wort nicht von Jesus, sondern von einem erlösten Menschen gesprochen wird (3.4),


6. dass die Zwei-Naturen-Lehre im Johannesevangelium angelegt ist (3, Abs. 2),


7. in den wenigen zahlensymbolischen Funden in Kap. 5, vor allem 

a. in der Vierzig und der Achtundsiebzig (= 3 x „JHWH“) in Ex 3,3.4 (5.1.2.1), 

b. in den Bezügen von Joh 1,1 zu Gen 1,1 und dem Gottesnamen (5.3),

c. in der Vulgata-Variante von Offb 22,21 (5.4.4),


8. zum Namen Rut(h)s, der Großmutter Davids (2.2).


Das Zeugnis der Gottheit Jesu durch den Evangelisten Johannes ist offenkundig. Ob das eingangs erwähnte Ehepaar von den „Zeugen Jehovas“ sich davon überzeugen lassen wird, ist wegen deren lexikalischen Bibelverständnisses fraglich, klammern sie sich doch an den Buchstaben ihrer Bibelübersetzung wie die daraus gewonnenen „Erkenntnisse“ und verkennen größere Zusammenhänge und „Kompositionsprinzipien“, die hier am Beispiel der Zahlensymbolik deutlich geworden und in der Kirche lebendig geblieben sind. Sie missachten letztlich das Christuszeugnis der Apostel, aufgrund dessen die Kirche die Bibel zu ihrem heiligen Buch gemacht hat und ohne das sie nicht zu verstehen ist. Für die „Zeugen“ ist die Bibel ohne die Tradition der Kirche zu einem „hölzernen Dogma“ mit irreführenden „Erkenntnissen“ geworden.


Die „apostolische“ Kirche (katholisch, orthodox und orientalisch) ist in ihrem Bibelverständnis dem urchristlichen treu geblieben – nicht zuletzt dadurch, dass sie die Bibel nicht absolut setzt, sondern im Lichte des Christusmysteriums und auf die Sakramente hin „dienend“ liest. Die Bibel ist eine geistliche Quelle, die dem Gläubigen auf verschiedenen Ebenen Gottes Wort erschließt, es aber – ich wage mich weit heraus – selbst nicht ist. Sie ist sozusagen nur das Pferd, nicht der Reiter. Denn Gottes Wort ist lebendig, kein Buchstabe (vgl. 2Kor 3,6), so sehr die hier dargelegten biblischen Erkenntnisse auch bereichern mögen. Sie dient der Vereinigung mit dem in Jesus von Nazareth menschgewordenen Gott Israels – vor allem im Herzen und dazu in „der Lehre der Apostel, (…) der Gemeinschaft, (im) Brechen des Brotes und (…) den Gebeten“ (vgl. Apg 2,42).



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1. Einleitung 2. Biblische Zahlensymbolik 2.1 Die Sieben und die Zehn als Zahlen der vollkommenen Schöpfung ...